Sony A7 II im Alltag – Ein ehrlicher Erfahrungsbericht eines Canon-Nutzers
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Tommy -
18. September 2025 um 23:45 -
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Meine ersten Kameras waren fast alle von Canon – begonnen mit der 1000D, über die 600D bis zur 80D und letztendlich zur 6D Mark II. Da ich mich gerade in den letzten Jahren wieder sehr viel mit der Fotografie beschäftigte, schaute ich bedingt dadurch auch sehr viele Videos zu diesem Thema – und überall war Sony überproportional präsent. Es gab fast kein Video, in dem nicht auf Sony-Kameras geschworen wurde.
Ich hatte nun schon so einige Kameras (da ich im Grunde die alten nicht verkaufe), als Vollformat nutzte ich die Canon 6D Mark II, womit ich im Grunde auch zufrieden war. Als spiegellose Kamera hatte ich die kleine M50, womit mir die neue Technik der DSLM ebenfalls bekannt war – und ich die Vorteile ab und an zu schätzen wusste.
Aber irgendwie begann mich – durch diese sehr dominante Präsenz von Sony in all den Videos zur Fotografie – eine Sony-Kamera zu reizen. Es musste ja etwas dran sein, wenn so viele auf diese Kameras schwören.
Es kam, wie es kommen musste: Durch Zufall erspähte ich eine Anzeige. Verkauft wurde eine Sony A7 II mit dem Kit 24–70 mm, einem L-Winkel, drei Akkus und ein wenig Kleinkram. Nicht allzu teuer (okay, die Kamera war da auch schon ein paar Jahre alt), nicht sehr viele Auslösungen – und sie sah aus wie neu aus dem Laden.
Kurzerhand griff ich zu, und ein paar Tage später kam das Paket mit der gebrauchten Sony an. Akkus geladen, Objektiv drauf – und schon zog ich das erste Mal los, mit der schicken Sony und einer wohl sehr übertriebenen Erwartungshaltung, die sich sehr schnell in Ernüchterung wandeln sollte.
Die ersten Blicke durch den Sucher – ich dachte: „Da ist wohl irgendwo eine Lampe kaputt.“ Im Gegensatz zur billigen Canon M50 war das Display im Sucher fast so, als wäre es auf sehr dunkel gestellt. Mit den DSLRs kannte ich bei strahlendem Sonnenschein dieses Problem eigentlich gar nicht. Nein, kein Defekt – der Sucher der Sony war die erste Enttäuschung: dunkel und irgendwie ungewohnt.
Okay, Sony ist doch so gehypt – da müssen doch aber die Bilder toll werden. Aber auch da: Ernüchterung. Mit dem Kit-Objektiv kamen dann auch nur durchschnittliche Fotos heraus. Vollformat hin oder her – überzeugt hat mich die Sony damit nicht.
Also bei Kleinanzeigen ein 50er und 85er Festbrennweite besorgt, zusätzlich noch einen Adapter, um meine Canon-Linsen an der Sony zu nutzen – und jetzt ließ sich mit der Sony auch arbeiten. Das Kit ist im Grunde nicht schlecht, aber eben nicht überragend. Das 85er glänzt bei Porträt – aber ob nun viel besser als z. B. die Canon R mit der alten 85er EF-Linse? Irgendwie auch nicht.
Jedoch: Die Canon EF-Objektive arbeiten wirklich hervorragend mit der Sony A7 II zusammen. Durch den Adapter wird das ganze System zwar etwas länger – aber durch das Gewicht der Kamera plus dem L-Winkel ist das nicht dramatisch. Sehr gerne nehme ich das alte EF 70–200 L auf die Sony. Durch den Stabi in der Kamera gleicht sie den fehlenden IS im Objektiv aus, was dazu führt, dass man die Verschlusszeiten etwas reduzieren kann – da das Objektiv ja nur eine Blende 4 hat. Selbst der 1.4er Canon-Konverter macht dem System nichts aus. Diese Kombi nutze ich ab und an bei Fußballspielen – und das funktioniert erstaunlich gut und bringt tolle Ergebnisse, trotz der „alten“ Technik.
Woran ich mich wirklich gewöhnen musste, ist die Bedienung. Von Canon bin ich es gewohnt, dass das vordere Einstellrad hinter dem Auslöser sitzt – bei Sony sitzt es davor an der Front (ist bei Fuji aber auch so). Anfangs war das für mich als Canon-Nutzer irritierend, ich muss mich da jedes Mal wieder neu daran gewöhnen.
Auch der Auslöser ist irgendwie „anders“, für mich etwas schwammiger. Ich habe da des Öfteren einfach Auslösungen, obwohl ich nur den AF setzen oder die Belichtung anschauen möchte – das kenne ich von den anderen Kameras so nicht.
Im Grunde mag ich viele Knöpfe, da ich ungern im Menü etwas einstellen will. Die Sony hat viele Knöpfe – aber für mich etwas unstimmig. Mag sein, dass ich es von Canon einfach anders gewohnt bin – aber dort ist es für mich irgendwie einfacher und schlüssiger. Z. B. bei der 6D hat man vor dem Schulterdisplay alles Wichtige im Zugriff, AF-Punkt-Verstellung, alles hat seinen Platz und ist an der Kamera gut beschriftet. Bei der Sony gibt es C1–C4, und alles kann individuell eingestellt werden – was sicher auch sehr gut funktioniert, wenn man nur diese Kamera nutzt.
Wenn ich sie jedoch nur gelegentlich benutze, muss ich immer erst mal wieder suchen: Wo stelle ich jetzt was ein? Und dieses C1–C4 wirkt für mich irgendwie „fremd“.
Was für mich toll ist: allgemein die Verarbeitung. Alles fühlt sich metallisch an (ob alles Metall ist, weiß ich nicht – ich spreche hier vom haptischen Gefühl), hochwertig. Drehräder und Knöpfe sind präzise (bis auf den schwammigen Auslöser).
Die Kamera liegt gut in der Hand, hat auch ein schönes Gewicht – und durch den Griff kann man sie auch sehr angenehm tragen. Im Gegensatz zu den Canons also eine sehr angenehme Kamera. Die Canons haben irgendwie so ein Plastik-Feeling, gerade die R sieht im Gegensatz zu älteren Sonys irgendwie „billig“ aus.
Auch mag ich das etwas kantige Design. Die Canons sind da ja mehr abgerundet – gerade der „Buckel“ oben wirkt durch die Kanten wie eine rustikale Kamera.
Für mich auch toll: das Klappdisplay, das ich bevorzuge – wenngleich die Klapp-Schwenkdisplays auch ihre Vorteile haben. Für mich bringen die nur den Vorteil, dass das Display geschützt werden kann – und da ich meist eh mit dem Sucher arbeite, ist ein Klappdisplay für mich vollkommen ausreichend.
Durch den L-Winkel, der beim Kauf dabei war, lässt sich auch wunderbar mit Stativ arbeiten, da man schnell von Quer- auf Hochformat wechseln kann. Das hat mir bei der Landschaftsfotografie schon sehr gut gefallen. Für meine R habe ich noch keinen passenden gefunden – sodass ich dann oft lieber auf die Sony ausweiche. Auch wegen dem 16er Viltrox, das ich mir später noch dazu gekauft habe, ebenso wie ein 28–70 Sigma F2.8. Mit diesen Objektiven holt man dann auch alles aus der Kamera raus – und erhält wirklich tolle Bilder.
Der AF ist natürlich im Gegensatz zu den neuen Modellen total veraltet – bei schlechtem Licht musste ich sogar oft auf MF umschalten, was mich jedoch kaum stört. Denn beim Fokussieren wird automatisch in die Vergrößerung geschaltet und das Peaking springt an – das ist wirklich etwas, was ich bei den Canons vermisse. Also: das Peaking geht da schon an – aber die Lupe muss eben extra dazu geschaltet werden.
Es gibt aber eine Sache, die mich wirklich an der Sony total nervt: Sie hat permanent Sensorflecken. Ich habe das Gefühl, den Sensor kann man alle 15 Minuten reinigen – selbst wenn man kein Objektiv gewechselt hat.
Das habe ich bei keiner anderen Kamera – bei einigen habe ich den Sensor noch nie reinigen müssen. Aber die Sony? Zu Hause sauber gemacht, Testbild – und dann auf der Piste: Flecken im Himmel. Mit heutiger Software ja kein Problem – aber ich weiß nicht, wodurch das kommt. Mag sein, dass das auch nur bei mir so ist – kann ich schlecht beurteilen, da ich eben nur diese eine Sony-Kamera habe. Aber es nervt eben etwas.
Da meine Canon EOS R technisch eigentlich überlegen ist, kam mir vor einiger Zeit der Gedanke, die Sony wieder zu verkaufen – auch, um nicht unnötig in Objektiv-Dopplungen zu investieren. Aber irgendwie hat die Sony auch ihren Charme: das metallische Gehäuse, die Optik der Kamera, gerade mit dem Viltrox aus Metall und Blendenring – das macht schon Spaß.
Das 70–200er Canon ist eine tolle Linse im Zusammenspiel mit der Sony – und so habe ich sie dann trotzdem behalten. Ich werde das System nicht weiter mit Objektiven ausbauen – dafür ist die Sony A7 II nun schon zu alt. Und eine neue werde ich vermutlich nicht holen – aber die alte 2er wird vorerst bleiben und den ein oder anderen Einsatz noch haben.
Die Bildqualität ist trotz des Alters gut – wenn man ordentliche Linsen drauf tut. Wenn man nicht den modernsten Schnickschnack benötigt, kann man sich diese Kamera auch im Jahr 2025 für relativ kleines Geld noch kaufen. Wobei man dann besser auf die A7 III ausweichen sollte – die ja einige Verbesserungen mit sich brachte, was ich jedoch in der Praxis nicht beurteilen kann.
Fazit: Die Sony A7 II ist eine solide Kamera, welche aber auch ihre Schwächen hat. Durch das Adaptieren lassen sich problemlos meine EF-Objektive nutzen, was die Kosten im Rahmen hält, sollte man ein anderes System haben.
Für mich ist der AF ausreichend, die Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig. In vielen Berichten wird über das alte Menü geschimpft – was ich gar nicht als so schlimm empfinde. Und ganz ehrlich: Wann muss man mal ins Menü? Einmal eingestellt und das Wichtigste auf Knöpfe gelegt – und fertig.
Dass es kein Touchdisplay gibt, stört mich ebenso wenig. An einer Kamera möchte zumindest ich Knöpfe haben – und nicht wie auf einem Handy herumwischen und drücken. Klar ist der AF über Touchdisplay schneller gesetzt – aber mal im Ernst: Sich mal Zeit zu nehmen, ist manchmal gar keine so schlechte Option in unserer hektischen Zeit